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Field 122: German CST
Interpretive Reading
Directions for Interpretive Reading Selected-Response Questions
For the Interpretive Reading section of the test, you will read passages written in the target language and answer selected-response questions written in the target language based on each passage.
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Sample Interpretive Reading Selected-Response Questions
Competency 0002
Interpretive Reading
Read the passage below from Irrungen, Wirrungen, a novel by Theodor Fontane; then answer the five questions that follow.
»Ja, Frau Dörr, in Stralau war es, den zweiten Ostertag, aber schon so warm, als ob Pfingsten wär', und weil Lina Gansauge gern Kahn fahren wollte, nahmen wir einen Kahn, und Rudolf, den Sie ja wohl auch kennen und der ein Bruder von Lina ist, setzte sich ans Steuer.«
»Jott, Rudolf. Rudolf is ja noch ein Junge.«
»Freilich. Aber er meinte, daß er's verstünde, und sagte bloß immer: ›Mächens, ihr müßt stillsitzen; ihr schunkelt so‹, denn er spricht so furchtbar berlinsch. Aber wir dachten gar nicht dran, weil wir gleich sahen, daß es mit seiner ganzen Steuerei nicht weit her sei. Zuletzt aber vergaßen wir's wieder und ließen uns treiben und neckten uns mit denen, die vorbeikamen und uns mit Wasser bespritzten. Und in dem einen Boote, das mit unsrem dieselbe Richtung hatte, saßen ein paar sehr feine Herren, die beständig grüßten, und in unsrem Übermute grüßten wir wieder, und Lina wehte sogar mit dem Taschentuch und tat, als ob sie die Herren kenne, was aber gar nicht der Fall war, und wollte sich bloß zeigen, weil sie noch so sehr jung ist. Und während wir noch so lachten und scherzten und mit dem Ruder bloß so spielten, sahen wir mit einem Male, daß von Treptow her das Dampfschiff auf uns zukam, und wie Sie sich denken können, liebe Frau Dörr, waren wir auf den Tod erschrocken und riefen in unserer Angst Rudolfen zu, daß er uns heraussteuern solle. Der Junge war aber aus Rand und Band und steuerte bloß so, daß wir uns beständig im Kreise drehten. Und nun schrien wir und wären sicherlich überfahren worden, wenn nicht in eben diesem Augenblicke das andre Boot mit den zwei Herren sich unsrer Not erbarmt hätte. Mit ein paar Schlägen war es neben uns, und während der eine mit einem Bootshaken uns fest und scharf heranzog und an das eigne Boot ankoppelte, ruderte der andre sich und uns aus dem Strudel heraus, und nur einmal war es noch, als ob die große, vom Dampfschiff her auf uns zukommende Welle uns umwerfen wolle. Der Kapitän drohte denn auch wirklich mit dem Finger (ich sah es inmitten all meiner Angst), aber auch das ging vorüber, und eine Minute später waren wir bis an Stralau heran, und die beiden Herren, denen wir unsre Rettung verdankten, sprangen ans Ufer und reichten uns die Hand und waren uns als richtige Kavaliere beim Aussteigen behilflich. Und da standen wir denn nun auf der Landungsbrücke bei Tübbeckes und waren sehr verlegen, und Lina weinte jämmerlich vor sich hin, und bloß Rudolf, der überhaupt ein störrischer und großmäuliger Bengel is und immer gegen's Militär, bloß Rudolf sah ganz bockig vor sich hin, als ob er sagen wollte: ›Dummes Zeug, ich hätt' euch auch rausgesteuert.‹«
»Ja, so is er, ein großmäuliger Bengel; ich kenn' ihn. Aber nu die beiden Herren. Das ist doch die Hauptsache...«
»Nun die bemühten sich erst noch um uns und blieben dann an dem andren Tisch und sahen immer zu uns rüber. Und als wir so gegen sieben, und es schummerte schon, nach Hause wollten, kam der eine und fragte, ob er und sein Kamerad uns ihre Begleitung anbieten dürften? Und da lacht' ich übermütig und sagte, sie hätten uns ja gerettet, und einem Retter dürfe man nichts abschlagen. Übrigens sollten sie sich's noch mal überlegen, denn wir wohnten so gut wie am andern Ende der Welt. Und sei eigentlich eine Reise. Worauf er verbindlich antwortete: Desto besser. Und mittlerweile war auch der andre herangekommen... Ach, liebe Frau Dörr, es mag wohl nicht recht gewesen sein, gleich so freiweg zu sprechen, aber der eine gefiel mir, und sich zieren und zimperlich tun, das hab' ich nie gekonnt. Und so gingen wir denn den weiten Weg, erst an der Spree und dann an dem Kanal hin.«
1. Bei dem Text handelt es sich um:
- eine ausführliche Antwort.
- eine sachliche Beschreibung.
- eine sarkastische Erwiderung.
- einen wortreichen Reisebericht.
- Answer
2. Dem Text nach kann man schließen, dass Frau Dörr von der Erzählerin wissen möchte:
- ob es gefährlich ist, auf dem Fluss zu rudern.
- ob Rudolf ein tüchtiger Ruderer ist.
- wie und wann die drei nach ihrem Ausflug nach Hause kamen.
- wie und wo die Erzählerin ihren Freund kennen gelernt hat.
- Answer
3. Der Ausdruck „großmäuliger Bengel“ bedeutet:
- richtiger Gauner.
- angeberischer Lausbube.
- lautsprechender Schurke.
- gemeiner Schuft.
- Answer
4. Wenn Frau Dörr sagt: „Aber nu die beiden Herren. Das ist doch die Hauptsache...“, will sie damit andeuten, die Erzählerin solle:
- sich auf das Wesentliche konzentrieren.
- über Lina und die Männer erzählen.
- die Geschichte noch weiter ausschmücken.
- die Sache mit Rudolf vergessen.
- Answer
5. Der Autor deutet den gesellschaftlichen Hintergrund der Erzählerin durch ihre Sprache an, die man charakterisieren kann als:
- gewählt – Sie gehört der Oberschicht an.
- poetisch – Sie kommt aus dem gebildeten Bürgertum.
- umgangssprachlich – Sie kommt aus einfachen Verhältnissen.
- ordinär – Sie gehört der ungebildeten Unterklasse an.
- Answer